Leerstand hat viele Gesichter
„Leerstand betrifft ungenutzte Ställe, Bauernhöfe und Speicherbauten ebenso wie verlassene Fabriken, aufgelassene Industrieareale und unattraktiv gewordene Gewerbegebiete. Immer häufiger bezieht sich das Aussterben jetzt auch auf öffentliche Bauten, Einfamilienhaussiedlungen und auf ganze Ortszentren", weiß Roland Gruber. „Die Politik beginnt, das Problem anzupacken. So gibt es in vielen Bundesländern gute staatliche Förderungen für innovatives Flächenmanagement, Nachverdichtung und Leerstandsbekämpfung in Kommunen. Was fehlt, ist oft die richtige Idee, um einen verödeten Ortskern oder ein lange leerstehendes Fabriksgelände neu zu beleben. Hier kommen wir mit der nonconform ideenwerkstatt ins Spiel."
Bei der aktiven Auseinandersetzung einer Gemeinde, Stadt oder privaten Eigentümern mit dem jeweiligen „Leerstandsbesitz" unterstützt das Team von nonconform direkt vor Ort mit langjähriger Erfahrung. In einem unkonventionellen Beteiligungsprozess werden Bürgerinnen und Bürger bzw. das engere Umfeld der Eigentümer aktiv in die Lösungsfindung eingebunden. Im Gepäck haben die Experten Antworten auf die wichtigsten Fragen: Wie kann Leerstand erfasst werden? Welche Ursachen liegen diesem Phänomen zugrunde? Welche Strategien können Gemeinden und Städte ergreifen, um Leerstände vorzubeugen? Wie kann man die Potenziale leerstehender Räume fördern und umnutzen? Am Ende einer dreitägigen Ideenwerkstatt, bei der alle Vorschläge aus der Gemeinde gesammelt und zu einem umsetzbaren Konzept verdichtet werden, steht ein zukunftsweisender, auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft zugeschnittener Plan, sozusagen eine maßgeschneiderte neue Kleidung für die leerstehende Immobilie. Mit der nonconform ideenwerkstatt wurden bislang rund 100 Projekte in Österreich und Deutschland erfolgreich durchgeführt und mit dem österreichischen Staatspreis für Consulting (Jurypreis) des Wirtschaftsministeriums ausgezeichnet.
„Mit unserem Beteiligungsverfahren versuchen wir, all die Fragen zum Leerstand mithilfe jener Menschen zu beantworten, die mit der Problematik vor Ort am besten und längsten vertraut sind – den Bewohnerinnen und Bewohnern. Gemeinsam mit den Betroffenen erarbeiten wir in Echtzeit einen maßgeschneiderten Maßnahmenkatalog für ihr Leerstandsproblem. Der Clou: Wir verlassen unsere Schreibtische und arbeiten in einem Pop-up Büro vor Ort, im Idealfall direkt im Leerstand, wo wir jederzeit für die Leute ansprechbar sind und die zu verändernden Räume auch angreifbar und erlebbar sind. Wir arbeiten „hands on" und nach nur drei Tagen voller Ideen, Interviews, Workshops, Stammtischgesprächen und der Analyse von oft hunderten Vorschlägen wird die konkrete spannendste Lösung und nicht der kleinste gemeinsame Nenner gemeinschaftlich entwickelt", erklärt Gruber.
Erste Leerstandskonferenz in Deutschland – „Betreten verboten!"
Um die Leerstandsproblematik in ihrer Bandbreite vertiefend zum Teil der öffentlichen Diskussion zu machen, hält nonconform jährlich an wechselnden Orten eine „Leerstandskonferenz" ab. 2018 wird das erprobte Konzept erstmals in Deutschland zum Einsatz kommen. Der Think Tank mit Referenten aus Praxis und Theorie, mit mutigen Entrepreneurs und Querdenkern aus den Bereichen Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft, Soziologie und Kommunikation, Kunst und Kultur sowie Stadtplanung und Architektur bietet eine Gesprächsplattform und zeigt Lösungsansätze sowie Best-Practice-Beispiele auf. Die Leerstandskonferenz 2018 findet von 11. bis 12. Oktober in Luckenwalde/ Brandenburg statt. Thema: „Betreten verboten! – Strategien gegen Leerstand und für Nachnutzung von Produktionsstätten". Weitere Informationen und Anmeldung unter www.leerstandskonferenz.de
Best-Practice-Beispiele von nonconform | Erfolgreich gegen Leerstand
Beispiel Ruhstorf in Bayern: Wie aus einer alten Gaststätte ein neuer Motor für die Ortsmitte wird
Die niederbayrische Gemeinde Ruhstorf hat einen mutigen Schritt getan und ist als Kommune in Vorleistung gegangen. Durch den Erwerb des sogenannten Mathäser Areals, einer jahrelang leerstehenden Immobilie an neuralgischer Stelle im Ortskern, kann nun eine echte Mitte entstehen. Gemeinsam mit der Bevölkerung und nonconform wurde ein visionärer Zukunftskatalog mit umfassenden Vorschlägen zu Anforderungen und Maßnahmen sowie einem Raum- und Funktionsprogramm für die kommenden Umsetzungsschritte erarbeitet. Die Durchführung eines Architektenwettbewerbes steht kurz bevor. Der Plan: Das historische Gasthaus Mathäser soll wieder reaktiviert werden, der Rückbau des Hoteltraktes durch einen neuen gekoppelten Baukörper für ein flexibel nutzbares Multifunktionshaus und einen angeschlossenen Seminarbereich mit Nächtigungs- und Verpflegungsmöglichkeit umgestaltet werden.
Beispiel Illingen im Saarland: Wie aus einer Wurstfabrik ein lebendiges Ortszentrum wird!
Die Gemeinde Illingen im Saarland kümmert sich schon länger um ein aktives Leerflächenmanagement und besetzt hier die überregionale Pionierrolle. Mit mutigen Kampagnen („Bin zu haben" oder „Ich bin als nächstes dran") konnte eine Sensibilisierung in den Köpfen der Bevölkerung erreicht werden. Auch der Kampf gegen ein großes Einkaufszentrums in der grünen Wiese wurde durch intensiven Einsatz der politisch Verantwortlichen vorbildhaft abgewendet. Der größte Knackpunkt war aber mit Abstand das Projekt rund um das seit 2001 leerstehende Fabrikgelände einer ehemaligen Wurstfabrik, das sogenannte Höll-Areal inmitten des Ortszentrums. In einem wahren Ideenfestival entwickelten Bürgerinnen und Bürger mit der nonconform ideenwerkstatt neue Nutzungskonzepte und Gestaltungsvorschläge für die Zukunft der Ortsmitte mit Schwerpunkt auf Nachnutzung der alten Fabrik. Ein gemeinsames, großes Ziel wurde zum Motor für Entwicklung und Umsetzung.
„Das Gesicht der Illinger Ortsmitte verändert sich derzeit von Tag zu Tag. Teile der alten Industriekultur werden neu genutzt, einige Ruinen des Höllgeländes sind verschwunden und erste sichtbare neue Räume sind begehbar. Ein attraktives neues Zentrum entsteht, ein Magnet für das ganze Illtal. Es wird alles anders und wir zeigen ein neues Konzept vor, wie man Ortsmitten gestalten kann. Zurück zu den Wurzeln: Wohnen, Einkaufen, Arztbesuche, Kneipe, Essen und Trinken – alles auf kurzem Weg mitten im Zentrum. Und über Treppe und Aufzug geht's zu Bahn und Bus. Es ist ein innovatives Generationen-Konzept. Danke an das nonconform Team, das gemeinsam mit uns Bürgerinnen und Bürgern diesen großartigen Zukunftsentwurf entwickelt hat", sagt Bürgermeister Armin König.
Beispiel Arfeld in Nordrhein-Westfalen: Wie aus einer Schuhleistenfabrik ein multifunktionales Bürgerzentrum wird
Im südwestfälischen Bad Berleburg, in der Ortschaft Arfeld wird auf Basis der partizipativen Grundlagenarbeit von nonconform das neue Bürger- und Touristikzentrum „Via Adrina" umgesetzt. Auf dem Gelände einer ehemaligen Schuhleistenfabrik im Ortsteil Arfeld entsteht derzeit ein innovatives Begegnungszentrum für Bewohner und Besucher der Gemeinde, womit das Dorfzentrum wieder ein Mittelpunkt des Lebens wird und durch die innovative Baukultur, die Ergebnis eines Architektenwettbewerbs ist, auch ins überregionale Rampenlicht rückt.
„Das Zentrum „Via Adrina" hat eine mehrfache Bestimmung, die ein Dorf 2.0. erzeugt. Für die Bewohner gibt es ein multifunktionales Bürgerhaus, das als Jugend- und Veranstaltungszentrum dient. Ein anderer Teil der Nutzfläche wird der Freiwilligen Feuerwehr in Arfeld zur Verfügung stehen. Der neue Ortsmittelpunkt wird auch eine Anlaufstelle für den Tourismus der Region," so Ortsvorsteher Kai-Uwe Jochims in positiver Erwartung auf die knapp bevorstehende Eröffnung. Die einzelnen Stadtteile von Bad Berleburg liegen an den beliebten Wander- und Radwegen des Rothaargebirges.
„Wir haben über einige Jahre einen Humus für mutige Projekte im Zuge der Regionale geschaffen. Durch viel gemeinschaftlichen Einsatz kann man in einem vom demographischen und wirtschaftlichen Wandel herausgeforderten Umfeld viel bewirken. Das Team der nonconform ideenwerkstatt hat es verstanden, ungemein lustvoll und kreativ mit den Bürgern zu arbeiten, sie haben sie – wie das Ergebnis zeigt – voll und ganz abgeholt", erklärt Dirk Glaser, ehemaliger Geschäftsführer der Regionale Südwestfalen und jetzt neuer Bürgermeister der Stadt Hattingen.
Beispiel Stadt Haag in Niederösterreich: Wie in einer Kleinstadt der Theatersommer den Ort auf den Kopf stellt!
Mit seinen rund 5.000 Einwohnern ist Haag eine typische Kleinstadt im niederösterreichischen Alpenvorland. Das Zentrum schien ausgestorben, der Leerstand rund um den Hauptplatz war enorm, das kommerzielle Leben konzentrierte sich auf die Fachmarktzentren am Ortsrand. Im Jahr 2000 entstand die Idee, den Hauptplatz nachhaltig wiederzubeleben und ein alljährlich wiederkehrendes Theaterfestival zu etablieren. Die von nonconform geplante mobile Tribüne mit ihrem charakteristischen Design und ihren 600 Sitzplätzen ist heute nicht nur ein temporäres Wahrzeichen, das mittlerweile mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet wurde, sondern auch ein Impulsgeber und Initiator für neues Leben und neue Bauimpulse im Haager Ortszentrum. Der Leerstand ist nahezu komplett beseitigt, vor allem auch qualitätsvoller Wohnraum wurde geschaffen.
Beispiel Fließ in Tirol: Wie aus einem leerstehenden Ensemble wieder ein Wohn-, Arbeits- und Aufenthaltsort für die Bürger wurde!
Im Dorfzentrum in Fließ, einer Tiroler Berggemeinde mit rund 3.000 Einwohnern, haben sich über die Jahre mehrere Leerstände gebildet. Die Gemeindeverantwortlichen haben mit Weitsicht diese Gebäude erworben und planten ein Pilotprojekt, um einen nachhaltigen Impuls zu setzen. Das Ziel: das Ortszentrum attraktiver machen und wieder in den Mittelpunkt des Alltagslebens rücken. Die Idee: Auf dem leerstehenden Ensemble sollte ein nutzungsdurchmischtes Dorfhaus mit den Funktionen Wohnen, Arbeiten und Einkaufen entstehen. Der Weg: ein Dialog mit einem Wettbewerbsverfahren zwischen Gemeinde, Bevölkerung und Architekten. Zum ersten Mal konnten Bürgerbeteiligung und Architekturwettbewerb auf eine ganz neue Weise kombiniert werden. Entstanden ist ein qualitativ hochwertiges und von vielen Beteiligten akzeptiertes Projekt, das von den Innsbrucker Architekten Daniela Kröss und Rainer Köberl umgesetzt wurde und viel Anerkennung erntete. Das „Modell Fließ" steht für innovative Dorfzentrumsentwicklung mit Bürgerbeteiligung. Das gewählte Wettbewerbsverfahren kombiniert mit der nonconform ideenwerkstatt förderte die Akzeptanz und legte die Basis für die Realisierung dieses Vorzeigeprojekts.
Zu nonconform: nonconform (www.nonconform.at) wurde 1999 von Peter Nageler und Roland Gruber gegründet und wird derzeit von Roland Gruber, Katharina Kothmiller, Caren Ohrhallinger und Sabine Weber als Geschäftsführung geleitet. Neben den österreichischen Standorten in Wien, Kärnten, Oberösterreich und der Steiermark ist nonconform seit 2016 auch mit Büros in Berlin und Bayern vertreten. nonconform arbeitet in interdisziplinären Teams, um in der Projektentwicklung und -umsetzung neue Wege zu gehen und unterschiedliche Stärken und Kompetenzen zu vereinen. Die nonconform ideenwerkstatt wurde 2008 mit dem österreichischen Staatspreis für Consulting (Jurypreis) des Wirtschaftsministeriums und der Wirtschaftskammer und im Jahr 2012 von der Tageszeitung „Die Presse" mit dem „Österreicher des Jahres" in der Kategorie Creative Industries ausgezeichnet. Seit 2011 führt nonconform jährlich die Leerstandskonferenz (www.leerstandskonferenz.de) als Think Tank zum Umgang Nachverdichtung und Leerstandsstrategien durch und betreut das daraus entstandene Netzwerk Leerstand. Seit Januar 2018 bietet nonconform die Weitergabe des Erfahrungswissens rund um Beteiligungsprozesse im Rahmen der nonconform akademie als Weiterbildungsprogramm an (www.nonconform-akademie.at).
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