Filmmatinee mit Experten-Forum über den Jemen Die Zukunft des Jemen ist nicht seine Vergangenheit
(dup) „Jemenitische
Träume – Gesichter und Geschichten“ hieß eine Veranstaltung mit Dokumentarfilmen
und Diskussionsrunde zur Lage des südarabischen Landes in Marias Kino, Bad
Endorf. Gudrun Orth, Vorsitzende der Deutsch-Jemenitischen Gesellschaft (DJG) zeigte
sich sehr erfreut über das große Interesse, das die Veranstaltung über die aktuelle
Situation im Jemen auslöste.
„Man
könnte fürchten, dass die Träume, die wir alle nach der Revolution 2011 hatten,
das einzige sind, woran wir uns noch festhalten können“ hieß es in dem Grußwort
von Andreas Kindl, Botschafter in Jemen und
Schirmherr der Matinee, der leider nicht persönlich an der Veranstaltung
teilnehmen konnte. „Jetzt, nach 200 Tagen Krieg und am Rande einer humanitären
Katastrophe“ so Kindl, „hat in Jemen selbst kaum jemand Zeit und Gelegenheit
zum Träumen, ein jeder ist auf der Suche nach Wasser, Nahrung, Medizin,
Treibstoff“. Dass im Jemen momentan die Waffen das Sagen haben, bedauerte auch
die Bonner Politikwissenschaftlerin Marie-Christine Heinze und zeigte sich
nicht optimistisch, dass mit einer schnellen politischen Lösung der kriegerischen
Auseinandersetzungen zu rechnen sei. Dafür gebe es zu viele Konfliktlinien.
Außerdem, so Heinze, gehe es in erster Linie um einen Kampf um Ressourcen,
nicht um eine Auseinandersetzung der Religionen, wie es häufig dargestellt
wird. Die Zugehörigkeit zu der einen oder anderen Konfession sei im Jemen nie
ein Thema gewesen. Die in Berlin lebende Facebook Aktivistin und Historikerin Arwa
Ahmad Alkhutabi betonte, dass es sich eigentlich um zwei Kriege handelt: einer
im Land und einer, der über ein militärisches Bündnis unter Führung
Saudi-Arabiens ins Land getragen werde. Auch bedauerte sie, dass diese beiden
Kriege so wenig Aufmerksamkeit in deutschen Medien erhalten. Sie äußerte die
Hoffnung, dass Deutschland in dem Konflikt eine größere Rolle einnehme, da es das
einzige Land sei, das gegenwärtig zu allen Konfliktparteien Zugang habe und mit
diesen im Gespräch sei. Deutschland könne eine konstruktive Rolle bei
Verhandlungen zur Lösung des Konflikts und beim Wiederaufbau einnehmen, das
betonte auch Moderatorin und DJG-Vorsitzende Gudrun Orth, die selbst immer
wieder im Jemen Entwicklungsprojekte betreute. Zur Sprache kamen auch ganz
aktuell die deutschen Waffenlieferungen an Saudi-Arabien und Katar, die alle Referenten
als sehr problematisch einstuften. Eindringlich appellierte Arwa Ahmad Alkhutabi
an die Staatengemeinschaft, endlich den Krieg zu stoppen.
Mit
den beiden Dokumentarfilmen „Was fotografiert werden muss“ der Hamburger Ethnologin
und Filmemacherin Irina Linke und „Outward Bound for Moral Change“ (Bereit für
den Wandel) der aus Bad Endorf stammenden Islamwissenschaftlerin und
Videoreporterin Daniela Siebeck wurden die Hoffnungen und Träume der Jugend vor
der Revolution 2011 gezeigt.
Die Zukunft des Jemen ist nicht seine
Vergangenheit – darüber waren sich Daniela Siebeck, Arwa Ahmad Alkhutabi,
Marie-Christine Heinze (von links) bei dem Jemen-Forum in Bad Endorf einig.
Weitere Informationen über die DJG gibt es im
Internet unter www.djg-ev.de.